Showroom
Vernissage: 18. Januar, 18 – 21 Uhr
Ausstellungsdauer: 19. Januar – 22. März
Die
Einzelausstellung von Thomas Nitz präsentiert einen einzigartigen
Blick auf die Gegenwart, Gleichzeitigkeit und die Schnittstelle
dazwischen. Als renommierter Fotograf setzt Nitz den Fokus auf das
Rudimentäre, ohne sich einer speziellen Philosophie zu verschreiben.
Vielmehr spiegelt er die Brutalität der Zeit wider und verleiht
seinen Werken eine einzigartige Haptik, Abstraktion und Ästhetik
durch die Verwendung von Analogfotografie.
Die
Einzigartigkeit von Nitz‘ Herangehensweise zeigt sich in der Art und
Weise, wie er Negative durch das Kontaktverfahren mit flüssiger
Fotoemulsion auf selbst beschichteten Karton entwickelt. Auf diese
Weise lässt er bewusst die klaren Grenzen zwischen Malerei und
Fotografie verschwimmen. Nitz wählt Aquarellkartons, die er
sorgfältig mit Farbe grundiert und mit einer lichtempfindlichen
Emulsion präpariert. Die manuelle Bearbeitung bildet die Grundlage
seiner Kunstwerke, da jeder Karton individuell ist und das Ergebnis
unvorhersehbar beeinflusst. Jede Aufnahme ist nicht beliebig
reproduzierbar, und jeder Abzug unterscheidet sich auf faszinierende
Weise von den anderen.
In der
Ausstellung ‚inzwischen‘ werden verschiedene Serien, darunter
‚Crossover‘, ‚Lost‘ ‚Brut‘ und ‚Screenshot‘ präsentiert. Die Serien
bieten einzigartigen Einblick in Nitz‘ künstlerisches Schaffen.
In seiner Serie
‚Crossover‘ führt der Berliner einen innovativen Ansatz. Er beginnt
die Shootings stets mit einer Zeichnung. Die Modelle werden mit
groben Mitteln wie Grillkohle auf eine große Leinwand gemalt.
Anschließend platziert Nitz das Modell vor der Zeichnung und
belichtet in einer Langzeitbelichtung. Das Ergebnis wird bereits
Minuten nach der Aufnahme sichtbar. Die abgebildeten Personen
verschmelzen mit der Zeichnung, und ihre unscharfen Schatten zeigen
ihre Präsenz auf ungewöhnliche Weise. Nitz schafft somit nicht nur
Fotografien, sondern einzigartige Kunstwerke, die den traditionellen
Rahmen zwischen Malerei und Fotografie aufbrechen.
Das Besondere
dabei ist, dass die vorher angefertigten Zeichnungen nicht aufbewahrt
werden, sondern nach jeder Sitzung vernichtet und übermalt werden.
Übrig bleibt nur ein Negativ, das als ‚Lost“‚ erneut
fotografisch auftaucht. In der Serie ‚Lost‘ geht der Künstler
bewusst auf die Umkehrung herkömmlicher Werte ein. Er schafft
Unikate in einer Ära der endlosen Reproduktion und lässt
Vorzeichnungen nur in der entstandenen Fotografie überleben. Die
groben Skizzen, fast schon manisch anmutend, transportieren Rausch,
Erotik und Wut – eine Fülle von Emotionen, die nach der
Vernichtung der Skizzen nur noch als Erinnerung im Abbild bleibt.
Die Serie ‚Brut‘
hingegen erforscht das Verständnis von Ästhetik und geht bewusst
darüber hinaus. In einer Abtrennung zur konventionellen
Foodfotografie setzt Nitz auf das Pure, Rohe und Grobe. Mit
großformatiger Schwarz-weiß-Technik und gezielter Ablichtung von
oben überschreitet er die Grenze vom Appetitlichen zum
Unappetitlichen. Diese Ausdrucksform bringt die Foodfotografie in
einen Bereich jenseits des Gefälligen, wo die Fantasie die
Auffassung des Ekels überschreiten möchte.
Die Ausstellung
schließt mit ‚Screenshots‘ von Kriegsaufnahmen. Weiter dazu kein
Kommentar.
„Thomas
Nitz – Inzwischen“ lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit der
Zeit durch die Linse des Fotografen zu betrachten und sich mit der
gleichzeitigen Existenz verschiedener Realitäten
auseinanderzusetzen.