Vernissage: 25.02. 16 – 21 Uhr
Ausstellungsdauer: 26.02. – 08.04.2022
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“All things are created and destined to be broken someday. I think being
broken and damaged is never a bad thing. All of us develop scars
throughout our lives. But these scars should never be hidden. Our
imperfections can be the birth of something new.”
Hiroki Kiyokawa
Es ist unabdingbar: Alles, was entsteht, wird irgendwann zugrunde gehen. Die Künstlerin Jazoo Yang widmet sich in ihrer Kunst den Spuren des Vergänglichen. Es sind Schadstellen und Verletzungen, die sie interessieren. Details, die mehr sind als das Ganze. Als Künstlerin legt Jazoo Yang ihr Augenmerk auf das Echte, nicht das Perfekte. Tatsache ist: Alle Narben, die wir im Laufe eines Lebens sammeln, machen uns zu dem, was wir sind. Sie sind Teil von uns. Unsere Narben müssen wir nicht als Makel verstecken, sagt Hiroki Kiyokawa, wir sollten sie stolz zur Schau tragen.
Wo Perfektion Stillstand bedeutet, birgt Unvollkommenheit die Chance zum Wachsen. Nur wo etwas endet, entsteht Neues.
Dieses Prinzip lässt sich auf vieles übertragen. Die Spuren von Werden und Vergehen findet Jazoo Yang im urbanen Raum. Die aus Südkorea stammende und in Berlin lebende Künstlerin geht auf Streifzüge, sammelt Bruchstücke des Vergänglichen. Sie entnimmt Fragmente aus ihrem Umfeld, dokumentiert sie und stellt sie in den Vordergrund. Stadt und Natur bilden für sie dabei keinen Gegensatz. Urbanität ist im städtischen Umfeld Natur.
Yang experimentiert in ihrer kreativen Arbeit mit Materialien, Medien, sucht Brüche. Indem sie Bruchteile etwa in Harz gießt, werden Zusammenhänge — auch zeitliche — neu definiert. Sie schafft Collagen und Ausdrucksformen, in denen sie ein neues Spannungsfeld an Beziehungen kreiert. Die Spannungen, die sie in Stadt und Natur findet, überträgt sie in ihre Arbeiten und fächerte so diverse Deutungsmöglichkeiten auf. Dabei spielen immer wieder die Grenze zwischen Organischem und Anorganischem eine Rolle. Mit ihrer Serie „Thorns“ nähert sich Jazoo Yang der Natur in ihren rhythmischen Mustern. Dafür rasierte sie Dornen von Ästen, die sie an verschiedenen Orten in Berlin fand und arrangierte sie in ihren Arbeiten neu. Entstanden sind dynamisch anmutende Objekte, die mit neuen Assoziationen ihre organische Natur verlieren. Im Kontext der Kunst werden sie anorganisch und zu etwas gänzlich Neuem.
Die aus Südkorea stammende Jazoo Yang lebt und arbeitet in Berlin. Ursprünglich aus der Malerei kommend, öffnete sie sich als Mixed-Media-Artist neuen Medien und Methoden. So entwickelte sie ein Collageverfahren, das sich aus ihrem Interesse an Erinnerung, Vergänglichkeit, Identität, Verortung und urbanen Räumen speiste. Mit Kunstharz schafft sie Objekte, die zwischen Zwei- und Dreidimensionalität oszillieren und Bestandteile der Stadtnatur in neue Kontexte setzt. Yang beschäftigt sich mit dem Vergessen und Vergehen. Mit einer Faszination an der Nostalgie gibt sie dem Bewahren Raum — doch stets in der Gewissheit, dass Neues nur aus Vergangenem entsteht.